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So arbeitet unser Beratungszentrum
Laubach und Grünberg in Zeiten von Corona
Trotz der aktuellen Corona-Pandemie finden in unseren Beratungsstellen weiterhin Beratungen statt. Auf verschiedene Art – Online, Telefon, Spaziergänge und teilweise auch in Präsenz, können wir mit Klient*innen, Kolleg*innen und anderen Kooperationspartnern Kontakt aufnehmen und Beratungen durchführen.
„Unser Team hat sich schnell auf die neue Beratungssituation einstellen können “, so Robert Kemnade, Berater vom Beratungszentrum Laubach und Grünberg. Die Anfangszeit der Pandemie hat sich allerdings etwas schwierig gestaltet – es war viel Kreativität gefragt. Viele gewohnte Abläufe mussten von heute auf morgen umgestellt werden, um einer Ansteckung des Viruses durch direkten Kontakt entgegenzuwirken. Tätigkeiten wurden, wo es möglich war, ins Homeoffice verlegt und Beratungstermine wurden vorerst nur in digitaler Form durchgeführt, mit sowohl positiven als auch negativen Auswirkungen. Einige unserer Klient*innen äußerten anfänglich, dass für sie die Beratung per Video oder Telefon kein Ersatz sei und haben ihre Termine abgesagt. Einige hatten das Gefühl zu Hause nicht frei sprechen zu können, weil der Partner und /oder die Kinder oder andere Mitbewohner mit in der Wohnung anwesend sei.
Für unsere Berater*innen ist und war eine Beratung auf digitalem Wege bzw. per Telefon durchzuführen immer wieder eine „Herausforderung“. „Die Onlineberatung hat eben methodisch ihre Grenzen! Bei manchen Thematiken, insbesondere wenn die zu Beratenden psychische Probleme haben, sind persönliche Gespräche hilfreicher“, so Robert Kemnade.
Das erstellte Hygienekonzept wurde aufgrund der genannten Problematik auf seine Alltagstauglichkeit und Erfahrungen unserer Kolleg*innen in den ersten Wochen der Pandemie geprüft. Daraufhin wurden neue Freiräume geschaffen, um die Bindung zu den Klient*innen nicht zu verlieren. Neben der digitalen wurden sodann wieder persönliche Beratungen angeboten. Diese erfolgen bis dato hauptsächlich im Freien und unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen.
Nach einem Jahr Corona können wir sagen, dass nun auch die neue Form der digitalen Beratung von den Menschen gut angenommen wird. „Manchen Klient*innen hilft es sogar die Gespräche am Telefon zu führen. Denn ein telefonischer Kontakt lässt sich oft leichter in den Tagesablauf bspw. einer alleinerziehenden Mutter oder einer pflegenden Angehörigen integrieren“, so Kira Scholz, Beraterin im Beratungszentrum Laubach und Grünberg. Am liebsten macht sie allerdings ihre Beratungen im Freien. Bei vielen Klient*innen haben die aktuell milden Temperaturen und der Frühling einen positiven Einfluss auf ihre Befindlichkeit. Dies wirke sich auch auf das Beratungsgespräch entspannend und förderlich aus. Zudem muss draußen keine Maske getragen werden und man kann für einen Moment lang die Coronasorgen vergessen.
Wirkt sich Corona auf unsere Beratungsgespräche aus?
Einige unserer Klienten sagen, dass sie mit Corona soweit gut umgehen können, aber die Pandemie hat das ursprüngliche Problem verschärft. Für andere Klienten ist Corona sehr frustrierend. Gerade jüngere Menschen trifft die Pandemie stark. So auch beispielsweise David M. (15 Jahre) – der Name wurde geändert. Seit einem Jahr findet für ihn kein normaler Schulunterricht mehr statt. Anfangs war es für ihn irgendwie entspannend nicht in die Schule gehen zu müssen. Doch schnell wurden ihm die Unannehmlichkeiten bewusst, die der Onlineunterricht mit sich bringt. Die Lehrkräfte schienen der neuen Situation nicht gewachsen zu sein, gleichzeitig sind die Anforderungen an die Schüler kaum zu realisieren. Klassenkamerad*innen kann David größtenteils nur noch online sehen – zu einigen Klassenkamerad*innen ist der Kontakt mittlerweile komplett abgebrochen. Das Verhältnis zu Hause zu seinen Eltern ist ebenfalls angespannt. Diese befinden sich im Homeoffice und sind oft genervt. Auch er solle in seinen Pausen Aufgaben im Haushalt übernehmen. Er sitze ja dauernd vor dem PC, da könne er auch zu Hause etwas übernehmen. Freunde zu treffen empfindet er als Spießrutenlauf. Mittlerweile treffen sie sich fast nur noch im Wald, da sie in der Öffentlichkeit regelmäßig kritisch beäugt werden. David bekommt seit ein paar Wochen Herzrasen und Zittern, wenn er morgens zum Onlineunterricht erscheinen soll. Demzufolge bleibt er immer öfter dem Unterricht fern. Er schläft schlecht und leidet unter Schwindel. David zieht sich immer mehr zurück.
Das Beispiel von David ist kein Einzelfall. Seit der Pandemie kommen vermehrt Schüler in unser Beratungszentrum, um sich einen Rat und Unterstützung zu holen.
Corona ist ein einschlägiges Erlebnis für die gesamte Gesellschaft, aber neben all den Schwierigkeiten nehmen wir sicherlich auch einige positive Potentiale mit. Die Pandemie hat Veränderungen ausgelöst – sie hat zu einer größeren Nachdenklichkeit geführt. Manche Probleme haben sich dadurch verlaufen. So haben sich auch einige Fälle in unserem Beratungszentrum dadurch von selbst relativiert. Familien haben sich sozusagen selbst „reflektiert und beraten“. Corona hat sie zur Rückbesinnung aufgerufen und letztendlich wieder zusammengeschweißt. Viele gemeinsame Unternehmungen und neuen Ideen zur Freizeitgestaltung wurden als Bereicherung wahrgenommen und haben ursprüngliche Probleme in den Hintergrund gestellt.
Glücklicherweise dürfen wir im Beratungszentrum nach jetzigem Stand feststellen: Nach anfänglichen Erschwernissen und Bedenken, wie wir den Menschen auch in der Pandemie beratend zur Seite stehen können, sind wir jetzt froh darüber, dass wir unserer Arbeit nach wie vor nachgehen und somit ratsuchenden Menschen unterstützen können. Natürlich nur unter Einhaltung bestimmter Hygieneregeln.
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