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Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ an der Produktionsschule in Laubach
Am 07.07. gastierte das Präventionsprojekt „Verrückt? Na und!“ vom Verein Irrsinnig Menschlich e.V. in der Produktionsschule in Laubach. Das Präventionsprogramm wird seit 2015 von der Stiftung ModusVivendi in Gießen durchgeführt. Als alleinige Gesellschafterin der Profile gemeinnützige GmbH, unterstützen auch sie die ambulante und stationäre Versorgung von Menschen mit seelischer Erkrankung hier im Landkreis.
Als Außenstelle der Willy-Brandt-Schule in Gießen, bietet die Produktionsschule einen Bildungsgang zur Berufsvorbereitung an. Hier können SchülerInnen im Alter von 15-17 Jahren ihren Hauptschulabschluss machen und werden zudem bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz unterstützt. Das besondere hierbei ist, dass die Anzahl der SchülerInnen in einer Klasse deutlich reduziert ist und den Jugendlichen während der Schulzeit eine pädagogische Unterstützung zur Seite gestellt wird. Zudem wird viel Wert auf fachpraktischen Unterricht gelegt. So können in den Bereichen Gartenbau, Holztechnik, Hauswirtschaft und Ernährung erste Berufserfahrungen gesammelt werden.
Axel Fiedler (Sozialarbeit an Schulen) begleitet die Klasse während ihrer einjährigen Berufsvorbereitung. Er kennt die Belange und Sorgen der SchülerInnen sehr gut. Daher stand für ihn auch schnell fest, dass es wichtig ist über psychische Gesundheit und die Bewältigung von Krisen zu sprechen. Zumal es nicht selten vorkommt, dass die Jugendlichen innerhalb der eigenen Familie (bei Eltern oder Geschwistern) bereits mit dem Thema in Berührung gekommen sind. Genau hier setzt das präventive Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ an. Ganz konkret geht es darum, die SchülerInnen darin zu unterstützen ihre seelische Gesundheit zu fördern, um so den kleinen und großen Herausforderungen im Leben eines Teenagers Stand zu halten. Denn gerade in dieser wichtigen Lebensphase entstehen psychische Erkrankungen am häufigsten. Das Projekt hat es sich zum Ziel gemacht Aufklärung zu betreiben in dem Vorurteile abgebaut, Ängste und Unsicherheiten angesprochen werden, Lösungswege aufgezeigt und Hoffnungen vermittelt werden.
Der VPsT e.V. in Laubach unterstützt, wie auch viele andere soziale Vereine, die Regionalgruppe in Gießen dabei, die Schulprojekttage an den Schulen im Landkreis durchzuführen. Dies geschieht immer in einem Tandem aus eine/r fachlichen ExpertIn und eine/r persönlichen ExpertIn. In diesem Fall konnte der Verein gleich beide ExpertInnen dem Projekt zur Seite stellen. Kira Scholz, Mitarbeiterin im Beratungszentrum Laubach und Grünberg des VPsT, Sozialarbeiterin und systemische Beraterin sowie Julia Kistner, Mitarbeiterin im Betreuten Wohnen Laubach des VPsT, Ex-In Genesungsbegleiterin, Trainerin und selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen gewesen.
Der Verein Irrsinnig Menschlich e.V. in Leipzig, die das Projekt ins Leben gerufen haben, stellen Infomaterialien, Vorlagen und Anleitung zur Durchführung eines solchen Tages zur Verfügung, an denen sich das Tandem orientieren darf. Dennoch ist es möglich, auch eigene Ideen einfließen zu lassen. Kira Scholz und Julia Kistner berichteten von ihrem Projekttag in der Produktionsschule Laubach, dass sie mit den SchülerInnen eine Übung gemacht haben, bei der diese sich zu bestimmten Aussagen positionieren sollten. So beispielsweise zu der Frage, ob sie glauben, dass man etwas tun kann, um psychisch gesund zu bleiben. Auch bei der Übung „Kontinuum krank und gesund“ ging es darum, mehr über die Haltung der SchülerInnen zum Thema psychische Erkrankung zu erfahren. Sie sollten entscheiden, ob es z.B. eher krank oder gesund ist im Bett liegen zu bleiben, wenn alle anderen Party machen gehen. Oder ob eine Beratungsstelle aufsuchen bedeutet, dass ich eher krank oder gesund bin. Spannende Fragen mit Diskussionspotential, bei denen die SchülerInnen ihre unterschiedlichen Ansichten geteilt haben. Im Weiteren wurde der Klasse vermittelt, welche Dispositionen und Voraussetzungen dazu führen können, eher oder später eine psychische Erkrankung zu bekommen und auch, dass eine Lebenskrise nicht immer in eine Krankheit münden muss. Hierbei waren Kira Scholz und Julia Kistner vor allem wichtig aufzuzeigen, was die Jugendlichen aktiv dafür tun können, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Denn „Verrückt? Na und!“ verfolgt vor allem einen präventiven Ansatz und möchte die Jugendlichen darin unterstützen, gut für sich und ihr seelisches Wohlbefinden zu sorgen.
In drei kleinen Gruppen durften die SchülerInnen gemeinsam mit Lehrkräften und Sozialarbeitern sich unterschiedlichen Aufgaben stellen und ihre Ergebnisse dann der Klasse präsentieren. Mitunter ging es um das Miteinander in der Klasse und die Fragen: Was könnt ihr tun, um euer Klassenklima zu verbessern? Wie geht ihr mit „Klassenklimaschwankungen“ um? Auch hier haben die SchülerInnen gezeigt, welches Potential in ihnen steckt und die Aufgaben kreativ gelöst, so die Mitarbeiterinnen des VPsT. Im dritten und letzten Teil des Schultages durften die Jugendlichen von einem persönlichen Experten erfahren, wie es sich anfühlt psychisch krank gewesen zu sein und anschließend ihre Fragen stellen. Das ist auch das Besondere an dem Projekt „Verrückt? Na und!“, denn hier erzählen Betroffene von ihren eigenen Erfahrungen mit seelischen Krisen. Fachliches Wissen kann sich im Grunde jeder Mensch aneignen, aber nachzuempfinden was es heißt mit einer psychischen Erkrankung zu leben, dass können nur Personen, die es selbst durchlebt haben.
So geht ein lebendiger, aufregender, kreativer und schöner Projekttag zu Ende. Unsere Mitarbeiterinnen Kira Scholz und Julia Kistner freuen sich, wenn sie an weiteren Schulen in der Region diese Erfahrungen teilen und Jugendliche über dieses wichtige Thema aufklären können. Sie wollen aufzeigen, dass es viele gute Hilfen gibt, um nicht alleine mit seinen Problemen sein zu müssen.
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